Der weithin sichtbare Wehrturm der Kirche Sterzhausen ist das Wahrzeichen der Kirchengemeinde und mit Abstand das älteste Gebäude des Ortes. Sehr wahrscheinlich gehen die Grundmauern des Turmes auf eine romanische Kapelle zurück.
Bei der Renovierung vor einigen Jahren sind die ältesten Balken im Turm mit einem genauen Verfahren auf das Jahr 1246 datiert worden. Aus dieser Zeit stammt auch der besondere Putz an der Ostseite unseres Turmes, der damals restauriert wurde und für seine Zeit einzigartig erhalten ist.
Damals war der heute ca. 29 m hohe Turm aber noch etwa 7-9 m niedriger. Im Bild ist das schön erkennbar. Das leicht hervorstehende obere Geschoss des Turmes mit einem Zinnenkranz hatte einen mit Steinplatten belegten, ursprünglich nicht überdachten Umgang, was man noch heute im Inneren des Turmes erkennen kann. Für den Wehrturm war dies sehr wichtig, denn so konnte der Turm von der Brüstung aus gut verteidigt werden.
Bei einem Angriff verschanzten sich alle Dorfbewohner im oberen Geschoss des Turmes. Der einzige Zugang (auf dem Dach über der heutigen Kanzel) wurde durch eine schwere Tür geschlossen und diese wurde mit einem kräftigen Querbalken von innen gesichert. Auch diese Schließanlage ist heute noch zu sehen, und dank ihr man – bis zum Eintreffen der Verteidiger – einigermaßen in Sicherheit.
Ein Walmdach mit vier Dacherkern aus späterer Zeit überdeckt heute Turm und Umgang. Das heutige Kirchenschiff ist ein klassizistischer Saalbau aus dem Jahre 1836 mit charkateristischen Halbkreisfenstern. Es wurde nach dem großen Brand am Anfang des letzten Jahrhunderts neu erstellt. Im Chrorraum sind Wandmalerein aus dem 13. Jahrhundert erhalten, die 1962 freigelegt wurden: Kreuzweise, schwarze Hahnenschwanzfedern, Kreuze und zehn Sterne. An der Ostwand ist in blassgrünen Farben ein richtender Christus in der Mandorla ( = von einem mandelförmigen Heiligenschein umgeben) mit einem Schwert im Mund aus der Spätromantik (12./13. Jahrhundert) zu sehen. (Darunter wird ein weiteres, noch älteres Christusbild vermutet.) An der Westempore sind vier Apostel (Bartolomäus, Petrus, Jakobus der Jüngere und Paulus) sowie Martin Luther (1483–1546) mit dem Schwan – eine große Besonderheit – abgebildet, wobei die Abbildung aus der Lutherhalle in Wittenberg übernommen worden.
Das Grab auf dem Bild war übrigens eines der letzten, die vom ursprünglichen Friedhof (dem Kirchhof) erhalten waren. Es wurde in den 1960er Jahren, als dort die Ehrentafeln im Halbkreis aufgestellt wurden, entfernt. Erst 1987, als das Gemeindezentrum zwischen Pfarrhaus und Kirche errichtet wurde, kamen die Ehrentafeln an ihren heutigen Standort in der Mauer.
Interessant ist eine Aufstellung Pfarrer Ernst Friedrich Preuschens, der im Jahre 1780 auflistet, was zum Pfarrhaus und zur Kirche gehört:
1. ein alter Tisch, gehört in das Pfarrhaus
2. eine alte Bückerbank
3. ein neuer Schrank mit einem Schloß, gehört zur Pfarrei, worin die Pfarrdokumente und
Verordnungen verwahrt sind4. ein Kästchen verschlossen, worin die Obligationen [ = Verpfändungen] liegen
5. eine Kirchenflasche zum heiligen Abendmahl
6. eine Kanne zum Gebrauch des heiligen Abendmahls
7. einen Kelch so vergoldet ist
8. einen Hostienteller
9. zwei Hostienschachteln
10. ein weißes Altartuch nebst noch einen Tuch bei dem heiligen Abendmahl, hat der Schuldiener in seinem Haus
11. ein Tauftuch und ein Handtuch, eine Taufschüssel, eine Taufkanne
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