Schon im Mittelalter war Göttingen ein Verkehrsknotenpunkt, der von Reisenden auf der Route Frankfurt-Bremen passiert wurde. Heute gehört die Ampelkreuzung, an der sich Biedenkopfer, Kasseler und Frankenberger Straße treffen, bekanntlich zu den meistbefahrenen im Gemeindegebiet. Dasselbe gilt für die nur rund 50 Meter entfernte Straßenbrücke über die Wetschaft. Sie wurde Anfang der 1970er Jahre errichtet und ersetzte eine alte Sandsteinbrücke, die dem modernen Straßenverkehr nicht mehr gewachsen war. Übrigens wurden Brückenstandort und Flusslauf dabei sogar leicht versetzt: Der Mittelpunkt der alten Brücke befand sich noch etwas näher am Kreuzungsbereich, wie alte Karten zeigen.
Bei dem 1972 abgerissenen Vorgängerbau hatte es sich um eine schmucklose, schlichte Bogenbrücke gehandelt, die auf Länge des Brückenbogens verhältnismäßig schmal angelegt war, mit sich in die Breite öffnenden Enden. Fotografien finden sich beispielsweise in der 2006 publizierten Göttinger Chronik (hier auf S. 46) oder im Bildband „Lahntal in alten Ansichten“ (1983).
So oder so: Angesichts der jahrhundertelangen Bedeutung der Straßen und Wege in und um Göttingen für den regionalen Handel und Verkehr verwundert es nicht, dass man auch in den Beständen des Hessischen Staatsarchivs auf eine Reihe von Dokumenten stößt, die sich ihrer Instandhaltung und ihrem Ausbau widmen. Dazu gehören auch diverse Zeichnungen zu geplanten oder realisierten Wetschaftsbrücken in und um Göttingen. Zwischenzeitlich waren sogar zwei Brücken in Planung – oder sogar vorhanden.
Und die Bedeutung der Göttinger Brückenbauwerke spiegelt sich nicht zuletzt in ihrer Bauweise und ihrem Baumaterial: Während die Göttinger Brücke ebenso vollständig aus Stein errichtet war, wie die Lahnbrücke Goßfeldens, zeigt ein 1811 angefertigter Entwurf für eine neue Wetschaftsbrücke im benachbarten Niederwetter nur eine einfache hölzerne Brückenkonstruktion auf gemauerten Fundamenten (siehe Ansicht rechts bzw. die online frei verfügbare Sicherheitsverfilmung).
Einer der wohl nie zur Ausführung gekommenen Entwürfe ist schließlich das „Project zur Erbauung einer Brücke über die Wettschaft“ aus dem Jahr 1868, wobei der geplante Ausführungsort Göttingen nur vermutet wird. Von der 1972 abgerissenen Brücke weicht er äußerlich deutlich ab. Dokumentiert ist er auf einem ungefähr 50×70 Zentimeter großen Blatt mit vier unterschiedlichen Darstellungen – einer detaillierten „Ansicht“ des Bauwerks von der Seite, einem „Längenschnitt“, einem „Grundriss“ sowie einem „Querschnitt“ mit eingezeichnetem Fahrbahnbelag:
Detailansichten:
Vollständiger Originaltitel: „Project zur Erbauung einer Brücke über die Wettschaft.“
Urheber: Der Plan wurde gezeichnet von „GJäger. Baukommissar.“
Nachweis: Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAM), Sign. HStAM, Karten, P II 11990, Projekt zur Erbauung einer Brücke über die Wetschaft (bei Göttingen?)
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