„Der gute Ort im Wollenberg“: Publikation zum jüdischen Friedhof am Wollenberg (2018)

"Der gute Ort im Wollenberg" (2018): Vorderseite
„Der gute Ort im Wollenberg“ (2018): Vorderseite (Vergrößerung per Mausklick)

Wer am östlichen Wollenberg unterwegs ist, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ihn treffen: Den jüdischen Friedhof. Und obwohl er bereits auf dem Stadtgebiet Wetters liegt, ist er ebenso Teil der Geschichte Lahntals: Bis ins späte 19. Jahrhundert gab es eine zusammenhängende jüdische Gemeinde, deren Sitz zunächst Goßfelden war und der neben Wetter auch Sarnau, Sterzhausen und Caldern angehörten. Um 1880 spaltete sich Wetter zwischenzeitlich ab, spätestens seit den 1920er Jahren waren beide Gemeinden wieder vereint. Das jüdische Gemeindeleben fand in der Zeit des Nationalsozialismus sein bekanntes gewaltsames Ende.

Auch der bereits um 1750 nachweisbare Friedhof am Wollenberg wurde über Jahrhunderte gemeinsam genutzt. Ende 1940 wurde er geschlossen und bald darauf verwüstet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er wieder instand gesetzt, zuvor entfernte Grabsteine wurden zurückgeführt. 1989, Anfang der 1990er Jahre und 2008 kam es erneut zu antisemitisch motiviertem Vandalismus und teils massiven Grabschändungen.

Bis heute finden sich 56 vollständig oder teilweise erhaltene Grabsteine auf dem Friedhof, die seit 2018 in einer Publikation der Geschichtswerkstatt Marburg vollständig dokumentiert sind. Der knapp 140 Seiten starke Band enthält neben einer kurzen Einleitung zur Friedhofsgeschichte von Hans Uffe Boerma (Stadtarchivar Wetter), einem Literaturverzeichnis und Personen- und Ortsregistern vor allem das von Friedrich Damrath und Andreas Schmidt erstellte Verzeichnis aller Grabsteine. Jeder Eintrag umfasst – nach Möglichkeit – eine Fotografie und Kurzbeschreibung des Steins oder Steinfragments, seine Inschriften in Transkription und Übersetzung sowie genealogische Einordnungen und Quellenhinweise zum Verstorbenen. Der älteste erhaltene Stein stammt aus dem Jahr 1856.

Erhältlich ist das Buch über die Geschichtswerkstatt Marburg, im Stadtarchiv Wetter oder im Rathaus Wetter.

Beispielhafter Eintrag in Boerma/Schmidt/Damrath/Wagner: "Der gute Ort im Wollenberg" (2018)
Beispielhafter Eintrag aus „Der gute Ort im Wollenberg“, hier zu Grabstein Nr. 14, Tobias Isenberg (1812-1889) (Vergrößerung per Mausklick)

Bibliografische Angaben:

Hans-Uffe Boerma / Friedrich Damrath / Andreas Schmidt / Barbara Wagner: Der gute Ort im Wollenberg. Geschichte und Grabsteinbestand des jüdischen Friedhofs bei Wetter (Hessen). Wettenberg 2018.

Broschur, 137 Seiten, Preis 10 Euro

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